Haben Corporate Blogs eine Zukunft?

Haben (Corporate-)Blogs eine Zukunft?

Gestern pingte mich Henning Uhle via Twitter an. Er hat einen Beitrag über die Zukunft von Blogs geschrieben und wollte dazu meine Meinung wissen. Die Frage ist natürlich nicht leicht und pauschal zu beantworten. Es gibt private Blogs wie der von Henning. Meinen Blog würde ich eher als Fachblog bezeichnen. Dann gibt es noch Corporate-Blogs, diese werden eher von Unternehmen betrieben. Es gibt also die verschiedensten Ausführungen? Doch hat all das eine Zukunft?


Werden soziale Netzwerke den Rang ablaufen?

Ich glaube das haben die sozialen Netzwerke bereits. Die Menschen surfen viel lieber durch ihre Facebook-Timeline statt durch Blogs zu surfen. Hier und da landet dann ein Link zu einem Blog und der Leser klickt drauf. Oder ein Unternehmen zahlt sogar, um Reichweite zu generieren.

Irgendwie ist es auch bequemer, Facebook auf dem Telefon zu nutzen statt durch diverse Blogs aufzusuchen. Wie Henning in seinem Beitrag feststellt, ist die RSS-Technology toll, aber doch Geeky. Ich nutze Feedly um meine RSS-Feeds denen ich folge zu verwalten. Das ist auch bequem, doch viele kennen die App nicht. Der Mensch ist auch gern bequem und nutzt den einfacheren Weg.

Jetzt ist auch auch, dass ich bei Facebook oder LinkedIn direkt meine Beiträge veröffentlichen kann. Bei LinkedIn nennt sich das Pulse. Einerseits eine tolle Idee der Betreiber. Doch tuen sie dies nicht uneigennützig. Das Ziel dieser ist es, den Nutzer so lange wie möglich auf dem Netzwerk zu halten. Nur so kann er Werbung konsumieren und die Betreiber verdienen Geld. Verlässt er das Netzwerk, dann ist er erstmal weg. Im schlimmsten Fall verdient nun der Betreiber des Blogs ein paar Cent.

Also wird es den Menschen so einfach wie möglich gemacht, die Inhalte direkt in den jeweiligen Netzwerken zu veröffentlichen. Kein komplizierter Blog mit kostenpflichtiger Domain, kein Aufwand und keine Kontrolle.

Sind Facebook Instant Articles die Zukunft des bloggens?
Sind Facebook Instant Articles die Zukunft des bloggens? Quelle: Facebook

Euer Netz ist nur geborgt

Wie, das Netz ist nur geborgt? Ok, nicht das ganze Netz. Aber Facebook, Twitter, LinkedIn, Google und all die anderen…. die sind nur geborgt. Du darfst dort kostenlos deine Inhalte veröffentlichen. Das Netzwerk verdient mit diesen Inhalten Geld und versucht Leser und Publisher an sich zu binden. Soweit so gut. Aber man stelle sich mal vor, Sie haben einen kritischen Beitrag zu einem politischen Thema (oder ein Bild mit Nippeln auf Facebook) veröffentlicht. Das Netzwerk entscheidet, dieser Beitrag verstößt gegen irgendwelche Richtlinien und löscht diesen Beitrag. Noch besser, Ihr Account wird direkt gesperrt.

Nur ein Beitrag und Sie haben direkt die Kontrolle über Ihren gesamten Content verloren. Sie haben vielleicht noch ein Backup, aber eh das alles wieder platziert dauert es Zeit und Aufwand. So schnell kann es also gehen. Bei solchen Diskussionen denke ich immer an diese Kolumne von Sascha Lobo: Euer Internet ist nur geborgt. Und recht hat er damit. Auf meiner Webseite, auf meinem Blog kann ich alles veröffentlichen, was nicht gegen irgendwelche Gesetze in Deutschland verstößt.

Für einen privaten Blogger führt also aktuell kein Weg an einem Blog vorbei. Man muss sich keinen Server direkt unter den Tisch stellen. Ich habe den Hoster meines Vertrauens. Dieser ist den deutschen Gesetzen unterworfen und ich habe einen Vertrag mit ihm. Darin sind meine Rechte und Pflichten definiert.

Warum Unternehmen einen Corporate Blog betreiben sollten

Im Zeitalter des Content Marketings ist der Content für ein Unternehmen also ein Asset. Er hat einen Wert, welcher sich durch verschiedene KPIs berechnen lässt. Je besser das Unternehmen diese Disziplin beherrscht, desto höher der Wert. Jetzt stelle man sich mal vor, dieses Unternehmen würde diesen Asset in die Hand eines fremden geben. Dieser sagt: „Das ist ok, es kostet dich nichts. Deinen Inhalt werden viele Menschen lesen und für dich ist alles easy.“ Das klingt erst mal verlockend. Mit diesem fremden habe ich aber keinen Vertrag oder ähnliches. Das gleiche macht er mit den Inhalten meiner Konkurrenten.

Jeder der ihm Content bietet, wird genommen. Ihm ist dabei nicht viel gelegen, dir einen gefallen zutun oder dein Business weiter zu treiben. Er will gibt dir nur das Gefühl, alles wäre so einfach. Doch es gibt wegen, wie deine smarte Konkurrenz Anzeigen direkt neben deinen Artikeln schalten kann. Oder dein Konkurrent versucht durch diverse Methoden, deinen Account sperren zu lassen oder das Netzwerk wird einfach verkauft und ändert sich Geschäftsmodell. Deine Inhalte, also deine Assets sind dann erst mal weg. Einfach so. Und weil alles so einfach war hast du natürlich keinen Vertrag mit dem Netzwerk abgeschlossen. Anzeige erstatten? Fehlanzeige (was für ein Wortspiel…).

Kann LinkedIn Pulse Corporate Blogs den Rang ablaufen?
Kann LinkedIn Pulse Corporate Blogs den Rang ablaufen? Quelle: Screenshot

Allein aus diesem Grund benötigen Unternehmen aus meiner Sicht für eine optimale Online Marketing Strategie einen Blog, welchen sie selber betreiben. Nur so haben sie volle Kontrolle.

Fazit

TL;DR: In den nächsten Jahren werden wir weiter Blogs kennen und nutzen. Wer weiß, vielleicht lernen auch die Leser wieder vermehrt Blogs schätzen. Denn es gibt immer wieder tolle Blogs, welche fachlich in die Tiefe gehen, eine Vielfalt an Meinungen bieten und das Fenster zur Welt sein können. Egal ob Fachblogs, Corporate Blogs, private Blogs mit Meinung oder Reiseblogs. Was in zehn Jahren ist? Keine Ahnung. Facebook selber ist erst 11 Jahre alt. Also vielleicht werkelt irgendwo schon das nächste Startup, welches in ein paar Jahren unsere digitale Welt revolutionieren wird.

2 Kommentare zu „Haben (Corporate-)Blogs eine Zukunft?“

  1. Guten Morgen Herr Großkopf,

    ich denke auch, dass man – vor allem als Unternehmen – eine eigene Website und einen eigenen Blog braucht und sich nicht auf die sozialen Netzwerke verlassen sollte. Niemand weiß, ob es ein Netzwerk auf die Dauer geben wird, welche Änderungen noch kommen, die das Veröffentlichen von Artikeln leichter oder auch schwerer machen. Ich besuche regelmäßig Blogs, die ich teilweise abonniert habe und teilweise über die sozialen Netzwerke finde. Der Nachteil in den sozialen Netzwerken ist, dass interessante Artikel sehr schnell in der Timeline verschwinden, während es im Blog meist die Möglichkeit gibt, nach Stichworten oder Kategorien zu suchen. Außerdem bin ich dort mein eigener Herr und kann selbst bestimmen.

    Freundliche Grüße
    Claudia Dieterle

  2. Frau Dieterle ist voll zuzustimmen. Man sollte sich auf keinen Fall alleine auf die sozialen Netzwerke verlassen, sondern sie nutzen. Aber gleichzeitig zusehen, daß man nicht alleine von diesen abhängig ist.

    Richtig ist auch, daß alte Beiträge in der Zeitlinie verschwinden.

    Bei einem eigenen Firmenblog hat man – anders als bei sozialen Medien – die Hoheit darüber, ob man Beiträge, die weiterhin prominent sichtbar sein sollen, weiterhin an einer exponierten Stelle präsentieren möchte.

    Das ist ein wichtiger Punkt, den sie dort anspricht. Wobei es nur einer von vielen ist, die dafür sprechen, sich die Unabhängigkeit von sozialen Medien zu bewahren.

Schreibe einen Kommentar zu Claudia Dieterle Kommentieren abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner